Zwei gestandene deutsche HighEnder definieren den Begriff Komplettanlage neu: Alfred Rudolph von Acappella und Clearaudio-Chef Peter Suchy schufen mit "La Musika" ein flexibles und ausbaufähiges Konzept zur höchstwertigen Musikwiedergabe. Ein "Komplettsystem" der etwas anderen Art... |
von Holger Barske
Ein Statement vorneweg, auch wenn es eine Binsenweisheit darstellt: Nur eine optimal abgestimmte und kombinierte Hifi-Anlage ist in der Lage, Musik naturgetreu zu reproduzieren.
Das wissen natürlich auch zwei der renommiertesten Vertreter der deutschen HiFi-Szene, nämlich Acapella-Chefdenker Alfred Rudolph und Clearaudio-Eigentümer Peter Suchy. Ersterer versorgt die audiophile Welt schon seit fast 30 Jahren mit Lautsprecherkreationen am Limit des Machbaren, seien es nun riesige Hornsysteme oder konsequent auf den Punkt getrimmte Zweiwege-Kleinlautsprecher. Diese zwei haben nunmehr ihre Fähigkeiten gebündelt und das Konzept "La Musika" ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein in unterschiedlichen "Klangniveaus" titulierten Ausbaustufen angelegtes System zur Musikwiedergabe, in dem all die Erfahrung und das Können der beiden Erfinder steckt. La Musika ist eine Komplettanlage, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zu dieser Lösung gehört alles, vom Lautsprecher bis zur Steckdosenleiste, vom Rack bis zum Signalkabel.
La Musika in ihrer kleinsten Ausbaustufe, also "Niveau 1", feierte in STEREOs Hörraum ihre öffentliche Premiere. Und was gibt es alles zum gewiss nicht unerheblichen Einstandspreis von 38800 Mark und vor allem: wie klingt's?
Zunächst gibt es bloß eine einzige Quelle, und da darf es nach Meinung der beiden Entwickler nur ein Plattenspieler sein. Dabei kommt eine spezielle Version des Clearaudio-Einsteigerdrehers "Solution" zum Zuge, der statt des serienmäßigen Acryltellers einen aus dem Kunststoff Lexan trägt. Den Tonabnehmer, ein Clearaudio Victory Gold (Test STEREO 7/99) trägt ein modifizierter Rega-Tonarm RB 300. Im Gegensatz zum Serienmodel l ist der hier nämlich auch in der Höhe verstellbar. Der extrem reduziert aufgebaute Riementriebler wird von einem separat stehenden Synchronmotor angetrieben und ist ganz bestimmt einer intensiven Beschäftigung in Form eines Einzeltests würdig. Was hiermit versprochen ist. Die Vorverstärkung der sehr "leisen" MCs übernimmt ebenfalls ein Clearaudio-Produkt, nämlich ein Phonopre vom Typ "Symphono", bevor es zum eigentlichen Verstärker geht.
Hier bietet La Musika zwei Optionen: In der Grundausstattung kümmert sich ein ausgesprochen putziger Unison-Röhrenvollverstärker um diesen Part. Er hört auf den Namen "Simply Two" und ist ein recht extremes Konstrukt: Die Leistungsverstärkung übernimmt pro Kanal nämlich nur eine einzige Pentode vom Typ EL 34. Ihre nicht eben üppigen acht Watt Ausgangsleistung produziert sie im klangfordernden Single-Ended- Betrieb.
Dass solcherlei Endverstärkung nicht des "Headbangers" erste Wahl sein kann, dürfte klar sein, zumal hier nicht horngeladene Wirkungsgrad-Koryphäen als Lautsprecher zum Einsatz kommen. Wer's grobdynamisch etwas zünftiger mag, dem offeriert man eine Besonderheit aus dem Hause Symphonic Line. Gegen knapp 3000 Mark Aufpreis lässt sich ein vom Duisburger Verstärkerexperten Rolf Gemein eigens auf La Musika zugeschnittener 100-Watt-Transistorverstärker ordern. Bald will Gemein sogar einen speziell auf La Musika zugeschnittenen Amp vorstellen.
Beim völlig neu konstruierten Schallwandler handelt es sich um eine kompakte Zweiwegebox mit vielen technischen Bonbons. Allein das Gehäuse zeugt vom investierten Gehirnschmalz: der 17-Zentimeter- Tiefmitteltöner sitzt in einer sechs Zentimeter dicken Wand, die zum Rand hin asymmetrisch abfällt, was minimale Beugungseffekte bewirkt. Hinter dem Hochtöner findet sich eine weitere von Rudolphs bekannten "Beruhigungspillen".
Ein bleischwerer "Big Block"absorbiert zuverlässig jegliche Schwingneigung des Systems. Auch im Bassgehäuse verrichten aufwendige Dämpfungs- und Versteifungsmaßnahmen ihren Dienst und sorgen für ein erkleckliches Gesamtgewicht des kompakten Wandlers. Die natürlich zum Lieferumfang gehörenden Ständer tun ein Übriges: Eine Sandfüllung sorgt auch hier für exemplarische Ruhe.
Natürlich ist gerade Alfred Rudolphs Mitarbeit noch an vielen anderen Stellen sichtbar. Zahlreiche seiner Gerätebasen, Big Blocks und Speed Blocks sorgen über kleine Aluzylinder für eine effektive Ableitung mechanischer Störkomponenten. So sieht zum Beispiel der Vollverstärker ziemlich unorthodox aus, weil er gleich von mehreren "Klötzchen" unterschiedlicher Größe belagert wird. Versuchsweise entkoppelten wir auch die Lautsprecherkabel über diese kleinen Helfer vom Fußboden, und ob Sie's glauben oder nicht: Man hört auch das!
Und wie klingt dieses "Joint Venture" in seiner bisher kleinsten Version? Um mit der Tür ins Haus zu fallen: mit Sicherheit besser als 80 Prozent aller mit noch so teuren Komponenten bestückten Riesen-Anlagen, die von weniger kundiger Hand zusammengestellt wurden. Klar, die kleinen Lautsprecher können die Wände nicht wackeln lassen, aber dafür stellt sich ein unglaublich geschmeidiges, butterweiches Klangbild ein, das perfekt vom Lautsprecher losgelöst im Raum steht und wahre Detailfluten offeriert. Erstaunlich, welche Pegel bereits der kleine Röhrenamp erzielt. |