Lautsprecher: Violon I von Acapella
Die Geschichte einer großen Liebe
von Marco Kolks
"Ich kam, ich sah, sie siegte." Dies ist die Geschichte einer großen Liebe. Seit ich diesen Lautsprecher gehört habe, steht mein highfideles Weltbild Kopf. Und: All meine Vorbehalte gegenüber Hornkonstruktionen habe ich vollends über den Haufen geworfen.
Doch lassen Sie mich von Anfang an erzählen: Damals stand ein Besuch beim Acapella-Entwickler auf dem Programm. Gegen 18 Uhr traf ich ihn, Alfred Rudolph, den Ideenlieferanten, den "Verrückten" der Duisburger Lautsprecherschmiede. Wir hatten uns am frühen Abend verabredet, weil wir ausreichend Zeit zum Diskutieren haben wollten. Alfred Rudolph ist groß, ich schätze knapp zwei Meter. Er wirkt übrigens auf Anhieb sympathisch. Das graue dichte Haar des Bartträgers läßt auf sein Alter schließen, um die 50. Sein Blick ist hellwach, auch nach der zurückliegenden, anstrengenden Woche und mehreren Stunden Autofahrt am heutigen Tage. Denn so richtig abschalten kann der begeisterte Inlineskater nicht. "Die besten Ideen für meine Entwicklungen habe ich meist beim Autofahren", meint Rudolph, "und nicht Zuhause." Neben der Produktion hochwertiger Komponenten gibt es einen zweiten Dreh- und Angelpunkt in seinem Leben die ganz und gar nicht vom HiFi-Bazillus befallene Familie.
Seit 20 Jahren arbeitet der Duisburger erfolgreich mit Hermann Winters zusammen. Lege man die einzelnen Fähigkeiten der beiden zugrunde, seien sie eigentlich zu dritt, sagt Rudolph. Winters sei Kaufmann und ein hervorragender Techniker, der auch selbst Ideen einbringe. Die sich aus diesem Duett ergebenden Synergieeffekte bildeten die gesunde Basis von Acapella.
Also, der Abend verging wie im Fluge und endete spät nachts im Entwicklerhörraum. Hier habe ich über das Modell "Sarastro" Musik in Dimensionen gehört, die für mich bislang unbekannt waren. Von tiefer Ergriffenheit auf dem Heimweg zu sprechen, ist nicht übertrieben. Mit seinem exorbitant hohen Preis von rund 120.000 DM wird ein solcher Lautsprecher für mich leider immer unfinanzierbar bleiben. Doch das Programm von Rudolph und Winters hält auch in anderen Preisregionen überaus interessante Alternativen parat. Und so einigten wir uns darauf, daß das leicht futuristische anmutende Hornsystem Violon I den Weg in mein Wohnzimmer finden sollte.
![]() Die Fertigungsqualität des Violon 1 ist über jeden Zweifel erhaben. Das Mittelhorn (oben) wird auf Wunsch in jeder benennbaren Farbe geliefert. Darunter sitzt der Ionenhochtöner, der hinunter bis 4500 Hz arbeitet. Die schwarze Bespannung verdeckt das Baß-Chassis. Die Entfernung dersselben bringt keine klanglichen Vorteile. |
Nun muß ich ehrlicherweise zugeben, daß auch meine Augen mithören. Ich bin lange über die Zeit hinweg, in der ich Komponenten ausschließlich nach ihrem Klang beurteilte. Wenn heute Hersteller hochpreisige Produkte anbieten, verlange ich eine ansprechende Optik, eine hervorragende Verarbeitung, einen zuverlässigen und schnell agierenden Service und die Möglichkeit eines finanziell moderaten Upgrades. Denn Wertbeständigkeit wird bei mir ebenfalls groß geschrieben. In der Vergangenheit habe ich zu oft durch eine geradezu inflationäre Modellpolitik amerikanischer Hersteller erhebliche Verluste hinnehmen müssen. Quasi über Nacht rutschten die Preise ultraschwerer Endstufen unaufhaltsam in den Keller. Es hat letztlich dazu geführt, daß ich mich von all diesen Produkten getrennt und mir eine neue Kaufstrategie erarbeitet habe.
Doch zurück zum Violon I. Der Lautsprecher mißt in der Höhe 1,5 Meter, in der Breite 46 Zentimeter und 58 Zentimeter in der Tiefe. Das dynamische Dreiwegesystem setzt sich zusammen aus einem 260 mm Baßtreiber im Transmissionlinegehäuse mit extrem langem. linearem Hub, dem optischen Blickfang einem sphärischen Mitteltonhorn (54 mm-Treiber) und dem Ionenhochtöner ION TW IS mit masselosem Antrieb, der hinunter bis 4.500 Hz arbeitet. 91 dB Wirkungsgrad sind zudem unkritisch und lassen alle Verstärkertypen zu. Auf Wunsch und gegen Aufpreis wird das Violon I mit einer reinen Silberinnenverdrahtung (inkl. Frequenzweiche) geliefert. Ich kann nur jedem, der sich für ein solches System entscheidet, empfehlen, diese wenn auch schmerzlichen Mehrkosten auszugeben. In der High-Version ist das Gehäuse extrem versteift, was sich ebenfalls klanglich sehr positiv auswirkt. Matt- oder Acryllakierungen in weiß bzw. schwarz geben dem Korpus ein schlankes elegantes Aussehen. Das Horn gibt es übrigens in allen Ral-Tönen. Das läßt selbst ausgefallenste Variationen zu. Doch nun ist es an der Zeit, sich festzuhalten: Qualität und Handarbeit haben in bundes- deutschen Landen ihren Preis. Im vorliegenden Fall müssen Interessierte tief in die Tasche greifen. Etwas über 40.000 DM verlangt Acapella in dieser optimierten Form für den Nachfolger vom Celestron.
Wer jetzt tief durchatmet und mich gedanklich zwangseinweisen läßt, sollte bedenken, daß Acapella-Produkte eine einzigartige Kombination aus Design, Funktion und Technik sind. Alle Teile werden in liebevoller Handarbeit in Duisburg gefertigt. Die Seriennummern sind von Hand eingeschlagen und die einzelnen Produktionsvorgänge in einer jeweils entsprechenden Akte festgehalten. So verfügt jeder Lautsprecher selbstverständlich auch über ein eigenes Protokoll. Anhand der aufgezeichneten Daten sind daher alle Eigenschaften jederzeit reproduzierbar, was im Servicefall schnelle und effektive Hilfe garantiert.
![]() Der Ionenhochtöner trägt aufgrund seiner einzigartigen Konstruktion und Arbeitsweise entscheidend zu der ungemein offenen und plastischen Wiedergabe bei. |
Ich zähle sicherlich nicht zu den Technikfreaks, die sich stundenlang über die Funktion jedes einzelnen Beinchens an einem IC Gedanken machen. Doch darf bei dieser Beschreibung der Ionenhochtöner nicht zu kurz kommen. Dafür ist er einfach zu interessant.
Angetrieben wird der ION TW 1S, so seine offizielle Bezeichnung, von einem in die Box integrierten Class-A-Verstärker. Dieser erzeugt eine Hochspannung, wodurch ein konstanter Lichtbogen entsteht. Prinzipbedingt geht das niemals geräuschlos. Sehr selten ist daher mit einem Pfeifen oder Zischen zu rechnen. Das Musiksignal moduliert den Lichtbogen, die Flamme schwingt also im Takt der Musik. Dadurch ändert sich die Menge an Elektronen innerhalb des Lichtbogens, damit verbunden ist ein mehr oder weniger großer Bedarf an Platz. Der schwankende Platzbedarf bewirkt ein Ausweichen der Luftmoleküle und erzeugt auf diesem Wege Schall. Der ION TW 1S ist aufgrund seiner Konstruktion in der Lage, Töne ohne Membran und ohne Masse zu produzieren. "Die erreichte Klanggüte ist in Bezug auf Einschwingverhalten und Phasenstarrheit mit herkömmlichen Hochtonlautsprechern nur schwer realisierbar", versichert Rudolph. Das zunächst vermeintlich zurückhaltende Klangbild bei der Hochtonwiedergabe sei auf das Fehlen von jeglichen Verzerrungen und Überschwingungen zurückzuführen.
Auf der Rückseite des Ionenhochtöners markiert ein kleiner roter Punkt die richtige Netzsteckerstellung. Leider sind die beiden Kabel- enden verschweißt und Sie können den inneren Aufbau nicht kontrollieren. Um dennoch zeitraubende Hörorgien zu vermeiden, welche Position denn die optimale ist, ein Tip: Verbinden Sie das Netzkabel mit einer Steckdose und ermitteln Sie mit Hilfe eines Phasenprüfers am Kaltgerätestecker die korrekte Phase. Da dieser Stecker sich aufgrund der baulich gegebenen Form nur in einer bestimmten Position an den Hochtöner anschließen läßt, wissen Sie, in welcher Richtung Sie das andere Ende, also den Netzstecker, in die Versorgungsleiste einführen müssen.
Steht man hinter dem Lautsprecher, fällt oben rechts ein kleiner Kippschalter auf. Sie können zwischen den Stellungen "Manuell" und "Automatic" wählen. Erstere heizt dem Ionenhochtöner konstant ein, letztere sorgt nach etwa 20 Minuten fürs Ausschalten. Die richtigen Freaks bleiben stets am Netz und wahren den warmen Betrieb. Denn das Hochfahren aus abgekühltem Zustand zieht einen höheren Verschleiß nach sich. In regelmäßigen Intervallen von zwei bis drei Jahren, so Winters, sollten Brennkammern und Röhren ausgetauscht werden, um die diesem System eigene leuchtende Strahlkraft zu erhalten.
Und dann ist dort noch ein kleiner Volumeregler, der es erlaubt, den Pegel beider Ionenhochtöner exakt gleich einzustellen. Wer wie ich über keinen eigenen Meßgerätepark verfügt, kann auf Monoaufnahmen (möglichst mit Beckenanschlägen / Jazz) oder CDs mit rosa oder weißem Rauschen zurückgreifen. Sie können aber auch Ihnen bekanntes Musikmaterial nutzen (z.B. menschliche Stimmen), von dem Sie wissen, daß es ohne große Manipulationen aufgenommen wurde. Dieser Volumeregler hat es in sich. Die möglichen, unterschiedlichen Stellungen führen zum Teil zu drastischen klanglichen Veränderungen. Bis ich meine favorisierte Position gefunden hatte, war ich zum Schluß soweit, daß ich kurz vor dem Ziel gefühlsmäßig "gedachte" Pegeländerungen vornahm. Das war Schwerstarbeit. Denn in der Einspielphase bin ich weit von der werksseitig vorgegebenen Grundeinstellung abgewichen, die ich mittlerweile aber wieder erreicht habe.
Bleibt noch anzumerken, daß eine umfangreiche, Ieicht verständliche und vor allen Dingen nachvollziehbare Bedienungsanleitung jegliche Hilfen für eine optimale Aufstellung bietet. Warum ich das erwähne? Sie glauben ja gar nicht, wieviele Hersteller bzw. Vertriebe ihre Hausaufgaben auf diesem Gebiet nicht machen.
Kommentar
Einspielzeit: Ebenso wie hochwertige Musikinstrumente benötigen auch die Violon I längere Einspielzeiten zur Entfaltung ihrer vollen Klangqualitäten. Die bei Neugeräten angegebenen 14 Tage halte ich vorsichtig ausgedrückt für einen makabren Scherz. Es hat bei mir zwei bis drei Monate gedauert, bis dieser Lautsprecher annähernd zur vollen Form auflief. Und noch heute mache ich weitere Steigerungen aus.
Nach dem ersten Anschließen blieb ich geschockt im Sessel sitzen. Was ich dort hörte, war profanes Hifi und hatte mit audiophilen Sphären nichts gemein (deshalb auch die zuvor erwähnten zum Teil extremen Pegelanpassungen meinerseits). Alles war dünn, viel zu hell und nervte. Doch von Tag zu Tag legte das Violon zu. Eine derartige Metamorphose habe ich zuvor bei keiner anderen Box registriert. Das Endergebnis, ich habe es bereits in den einführenden Zeilen vorweggenommen und gehe gleich noch intensiver darauf ein, hat mich allerdings für alles entschädigt.
Aufbau: Der Zwischenabstand sollte 2,5 Meter nicht unterschreiten, größere Distanzen sind empfehlenswert. Nach Möglichkeit sollte die Entfernung zu den Seitenwänden etwa gleich ausfallen. Abstände zur Rückwand sind relativ unkritisch. Unbedingt zu beachten ist das Anwinkeln hin zum Hörplatz. Das bedeutet aber gleichzeitig, daß die Musik nur auf einem "Sweet Point" richtig gut kommt. Mir bereitet dieser Umstand - im Gegensatz zu einigen meiner HiFi-Freunde - keinerlei Probleme. In 98 Prozent aller Fälle höre ich eh' allein und Hand aufs Herz: Ist das bei Ihnen etwa anders? Wenn ich die Kette vorführe, müssen meine Gäste halt' einmal ihre Sitzpositionen wechseln. Bei der Ausrichtung der Lautsprecher setzt Acapella zunächst eine Hörposition von etwa 15 Prozent mehr Abstand als Basisbreite voraus. Beträgt die Lautsprecherdistanz drei Meter ergeben sich folglich für die Hörposition 3,5 Meter. Von hier aus sollten die Violon soweit eingedreht werden, bis von den inneren Gehäuseseiten ein nur noch scheinbar zwei Zentimeter breiter Streifen zu sehen ist.
Als ich die Rundkopfschrauben auf der Unterseite des Lautsprechers sah, die die Funktion höhenverstellbarer Spikes übernehmen, wollte ich mal wieder schlauer sein als der Entwickler. Bei anderen Schallwandlern hatten sich zuvor Coines aus Messinglegierungen und Graphitunterlegwürfel bezahlt gemacht. Ich kann es prozentual schwer fassen, doch stieg mit dieser Basis die Präzision ganz erheblich. Das Violon hingegen reagierte darauf mit Schärfe und einer weniger runden Wiedergabe. Klavierläufe (Oscar Peterson Telare-Aufnahmen) klangen abgehackter, weniger sprudelnd, perlend. Die gesamte Tonalität, eine Stärke des Violon, veränderte sich zum Negativen. Auch Jumbopucks aus absorbierenden Gummimischungen brachten keine Verbesserungen. Was lernen wir daraus? Man sollte sich einfach auf die Erfahrungen von Acapella verlassen.
Was sich allerdings auszahlte, war der Bi-Wiring-Betrieb. Hier machte ich einen Zugewinn an Lebendigkeit aus sowie mehr Konturenschärfe im Baßbereich. Dabei handelte es sich nicht um Nuancen, sondern um ganze Klassen.
Wir machen nun einen Sprung und lassen die Experimentierphase hinter uns. Mittlerweile ist das System eingespielt und das hat dazu geführt, daß ich trotz des Protestes der besten Ehefrau von allen jeden Tag bis zu mehreren Stunden in die Musik eintauche. Ich will nicht verschweigen, daß ich bei dieser Art der Wiedergabe einen Umgewöhnungsprozeß durchlebte. Die Duntech Souvereign 2001 war für mich bislang der Maßstab unabhängig von allen Wilson Puppys oder anderen angeblichen Wunderwandlern. Ich hatte für Jahre meine Box gefunden. Zum ersten Mal, das muß ich einräumen, daß hier ein Konkurrent auf den Plan trat, der den australischen Meilenstein in den meisten Disziplinen in die Schranken verwies. Gewiß, das Baßvolumen und die damit verbundene Stabilität in diesem Bereich erreicht das Violon nicht. Auch weiß der Zwei-MeterBolide in der Abbildungsgröße besser zu überzeugen. Doch anders als bei der Duntech löst sich die Musik beim Violon noch mehr von der Box, was ich auf die außerordentlichen internen Versteifungsmaßnahmen zurückführe. Intensität und Druck, mit der es einzelne Instrumente wiedergibt, sind bei idealen Räumlichkeiten schier unglaublich. Die Musik ist live-haftiger, ich mag diesen Ausdruck nicht, doch scheint er mir am treffendsten, das erlebte Gefühl zu beschreiben. Wenn Radka Toneff (Radka Toneff, Steve Dobrodosz: Fairytales, ODIN LP03) das "P" artikuliert, war ein richtiger Lufthauch zu vernehmen. Ich habe diese Stelle mehrmals gehört, um sicherzugehen, daß ich keiner Täuschung aufliege. Nein, dem war nicht so. Und jetzt noch ein Gruß an die Adresse von Hermann Winters, der mir beim Aufbau des Systems behilflich war und diese Platte im frischen Zustand der Box als erstes Musikbeispiel hörte: Von wegen HiFiStimmchen!
Das Violon nimmt hornuntypisch die leistungsmäßige Urgewalt meiner Burmester-Monoblöcke gern in Anspruch. Als niemand Zuhause war, wollte ich es einfach wissen. Jegliche Musik, egal welcher Stilrichtung, unabhängig von der Lautstärke gibt das Violon auf extrem hohem Niveau wieder. Horntypische Verfärbungen kennt dieser Lautsprecher beim besten Willen nicht. Und ich kenne, mit Ausnahme noch größerer Modelle aus dem Acapella-Programm, keinen vergleichbaren Lautsprecher mit solchen AllRound-Fähigkeiten. Wenn's krachen soll, dann kracht's eben. Wird filigran aufgespielt, gehen selbst feinste Details nicht unter. Jetzt weiß ich auch, was Alfred Rudolph mit der zeitrichtigen Wiedergabe meint, der er seit nunmehr 18 Jahren auf der Spur ist. Er ist ein früher Verfechter dieser Theorie, lange bevor die schreibende, stets um sich selbst drehende Zunft der Branche ein neues Highlight brauchte und sich dieser erinnerte. Seither finden wir doch in fast jedem veröffentlichen Artikel einen Hinweis auf diesen gedanklichen Ansatz.
Die Musik kommt aus einem Guß. Dieses Phänomen verbindet wohl alle Duisburger Produkte. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran haben die eigenentwickelten und im Laufe der Jahre immer wieder verbesserten Chassis. Hier zahlt sich einerseits Kontinuität aus. Andererseits steht das Gespann Rudolph und Winters nicht vor der unnötigen Aufgabe, das Rad noch einmal neu erfinden zu müssen.
Meine musikalische Liebe gehört dem Jazz. Hier wiederum vor allem den Formationen um Ray Brown, den wohl bekanntesten Weggefährten von Oscar Peterson. Gemeinsam mit Bud Shank (Saxophon), Jeff Hamilton (Drums) und Laurindo Almeida (Gitarre) treten die Ausnahmemusiker als LA4 auf. In den Achtzigern veröffentlichten Sie mein persönliches Lieblingsalbum "Just Friends" als Direktschnitt auf dem amerikanischen Concord-Label (CJD -1001). Es gibt seit etwa zwei Jahren eine LP-Neuauflage, die sich von der alten Version in klanglicher Hinsicht leider sehr unterscheidet. Es fehlt ihr einfach das Flair guter Direktschnitte, obwohl sie über dem allgemein bekannten Durchschnitt liegt. Nichtsdestotrotz empfehle ich sie allen, da das Original vergriffen ist. Im übrigen kann auch die CD im Vergleich zu vielen anderen Aufnahmen überzeugen.
Jedes Instrument des Quartetts behält seine Eigenständigkeit. Das Saxophon ist derart intensiv und realistisch, daß die Wiedergabe vom Original nicht mehr weit entfernt zu sein scheint. Selbst das leise Ausschwingen der kurz angeschlagenen Triangel im ersten Stück der LP ist noch so druckvoll, daß es den Zuhörer unweigerlich in den Bann zieht. Der Baß, abgebildet in der Mitte, steht im Raum und sumpft selbst im tiefsten Frequenzkeller nicht zu. Hier bildete die in einer unvergleichlichen Materialschlacht mit sieben Chassis bestückte Duntech Souvereign noch etwas straffer und schärfer ab. Apropos Schärfe: Ich habe in der vergangenen zwei bis drei Jahren häufig Konzerte besucht und falls möglich mir die Musik auf Tonträgern gekauft. Beim späteren Abhören und Vergleichen mit meinem akustischen Gedächtnis bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß diese Schärfe in der Abbildung an jenen Abenden nicht auszumachen war, sondern eine Eigenheit des HiFi-Genres darstellt. Somit liegt das Violon richtiger, was für den einzelnen nicht heißen muß, daß er diese Form der Wiedergabe bevorzugt. Da das Violon als Modul konzipiert ist, sei für Baßfetischisten angemerkt, daß es zum Violon-Cello aufgestockt werden kann. In diesem Fall wird das Mittelhorn zur Seite hin ausgelagert und ein weiteres Baßmodul oben aufgesetzt. Sogar der Ausbau zu noch größeren Acapella-Systemen ist möglich.
Selbst komplexeste Klassikpassagen wie (Jacquin Rodrigo: Concierto de Aranjuez mit Pepe Romero, Speakers Corner oder Mozart: Grosse Messe in c-moll mit Ferenc Fricsay, DG 138124 SLPM, Speakers Corner) stellen kein Problem dar. Den Instrumenten des Orchesters sind feste Positionen zugeordnet. Nie spielen beispielsweise Geigen zu forsch oder hart auf. Einen leichten Anflug von Schärfe konnte ich zwar einmal ausmachen, doch war diese auf eine nicht optimale Anpassung in meiner Phonostufe zurückzuführen. Was bei Jazz und Rock mittels dieser Einstellung den letzten Kick bringt, ist bei Klassik dann ein wenig zu viel des Guten.
Wer das Violon I sein Eigen nennt, darf sich glücklich schätzen und das Thema Lautsprecher ad acta legen. Vor allem auch deshalb, weil der Service des Herstellers greift, wenn ein Fachhändler versagt (ich kenne einen solchen Fall aus meinem Freundeskreis). Alfred Rudolph und Hermann Winters haben sich einen Leitspruch auf die Fahnen geschrieben: Qualität setzt sich durch. Das Violon I in der High-Version und mit silberner Innenverkabelung ist der beste Beweis dafür. Ich bin derart von diesem Lautsprecher fasziniert, daß ich mich von der Duntech getrennt habe. Ich hätte das noch vor etwas mehr als einem halben Jahr nie für möglich gehalten.