Bis zu dem Punkt, an dem die Technik, zumindest die Meßtechnik, an ihre Grenzen stößt. Und diese Grauzone, die sich so sehr dem objektivierbaren Zugang verschließt, ist Rudolphs eigentliches Refugium, in dem er mit alchemistischer Akribie mischt, trennt und mörsert, bis ihn das Ergebnis sozusagen fünf Stellen hinter dem Komma befriedigt. Die letzten zehn, fünf oder zwei Prozent aus dem Konzept einer Box herauszuholen, dies bildet die sinngebende Basis für Rudolphs Schaffen. Da kann es schon mal etwas länger dauern, bis eine angekündigte Neuheit tatsächlich fertig ist. Drei Jahre etwa hat die Entwicklung der Fortüne gedauert. Vorgestellt wurde sie bereits auf der HighEnd-Messe im August ´95. Doch ihre Einführung verzögerte sich Monat um Monat. Sprach ich Rudolph zwischenzeitlich auf den Fortgang seiner Arbeit an dem Lautsprecher beziehungsweise auf ein Testpärchen an, berichtete er stets, welche Erfahrungen und Qualitätssteigerungen er in nächtelangen Hörsitzungen, in denen er immer kleinere Veränderungen vornahm, neue Dinge entdeckte und andere verwarf, erreicht hatte. Für Produktionstermine eines HiFi-Magazins hat der kompromißlose Entwickler eben kein Verständnis. Damit nun endgültig zur Fortüne, dem eigentlichen
Gegenstand dieses Berichts. Doch ohne die Vorrede wird man kaum verstehen, aus welcher
"Ecke" des hiesigen High-End-Business dieser Lautsprecher stammt. Wir befinden
uns hier ganz klar im Bereich der letzten zehn Prozent, die nach unserem Gusto meist 90
Prozent der Qualität ausmachen, da hier das geschieht, was eine gute HiFi-Box zum
HighEnd-Lautsprecher macht, was sie aus der Alltäglichkeit des Angebots heraushebt. Tips aus der Küche des "Alchemisten"
Die Flanken der Fortüne sind mit großen, an der vorderen Kante reflexionsgünstig abgerundeteten Kreisausschnitten besetzt. Das sieht nicht nur gut aus, sondern sorgt vor allem für einen "weichen" Abriß der Schallwellen vom Gehäuse. Da ihr Weg von jedem der drei eng benachbarten Chassis bis zu jedem Punkt an der hinteren, kreisförmigen Kante differiert, entsteht hier ein Zeitversatz in der Ablösung, der Inhomogenitäten in der räumlichen Abbildung verhindert. Die Chassis selbst stammen von den skandinavischen Spezialisten Seas und Dynaudio. Sie werden allerdings nach speziellen Vorgaben von Acapella gefertigt. Bevor Rudolph sich als Alchemist betätigen kann, will er möglichst ganz genau wissen, mit welchem Material er arbeitet. Obendrein ist Mitarbeiter Udo Neeb tagein, tagaus mit dem elektrischen und akustischen Feinabgleich aller eingehenden Chassis beschäftigt. Der ist beinahe ein noch akribischer und strengerer Qualitätsfanatiker als Rudolph. Aber das ist eine andere Geschichte. Das geschlossene Gehäuse der Fortüne ist ungemein solide. Im mit Sand füllbaren unteren Teil befindet sich die aufwendige Frequenzweiche. Ihre Bauteile, an deren Zusammenstellung Rudolph bis zuletzt tüftelte, sind frei verdrahtet und per Silikonklebstoff auf einem dicken Holzbrett fixiert. Aufgrund ihrer Impedanzkorrektur hat sie nur einen Eingang.
Die ganze Konstruktion ist sehr fest und stabil, Bässe sind extrem konturiert und knackig, die Chassis bis zum Anschlagspunkt ausgesprochen verzerrungsarm. Grundtonintensive Stücke etwa von Rickie Lee Jones' CD " Pop Pop", die leicht ins "Schwimmen" geraten, kommen auch bei hohen Pegeln mit bemerkenswerter Kohärenz. Stets spielt die Fortüne konzentriert auf den Punkt und wirkt trotzdem lässig, unbeeindruckt. Der Korpus einer Gitarre ist realistisch, Männerstimmen im Hintergrund lassen sich durch Miss Jones' ernergisch-zickiges Organ, das höchste Anforderungen an die Chassis stellt, nicht verunsichern. Im Zusammenhang mit ihrer Zeitgenauigkeit (siehe Laborreport) entstehen extrem aufgeräumte, übersichtliche und substantielle Klangbilder.
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