
Aristokraten hören schöner- mit King, Queen und Duke, den
Bausteinen für das highfidele Oberhaus. Sie sollen nach dem Willen von Acapella künftig
den Ton angeben unter den Komplettsystemen. Exklusiv-Report über ein einzigartiges
Anlagen-Konzept
AIfred
Rudolph, Kopf der Boxen-Entwicklung bei der Duisburger Firma Acapella, machte es spannend
Zur Demonstration der ersten kompletten Anlage des insbesondere für seine
Hornlautsprecher bekannten Herstellers hatte er vier etwa dreißig Zentimeter hohe, von
Leinensäckchen verhüllte "Objekte" in der Redaktion aufgebaut. Vor der
Enthüllung steigerte Rudolph die Neugier noch mit dem Hinweis, daß bestimmt keiner von
uns jemals etwas Ähnliches gesehen habe.
Und das war nicht zuviel versprochen. Zum Vorschein kamen
silbrig schimmernde, aufrecht stehende Quader, von denen nur zwei ihre Funktion durch
runde, Lautsprecherchassis abdeckende Lochgitter und Baßreflexöffnungen auf Anhieb zu
erkennen gaben. Wäre nicht klar gewesen, daß es sich bei den etwa LP-Cover-hohen
Skulpturen um HiFi-Geräte handeln sollte, hätten wir eher auf Grabbeigaben eines
verblichenen Etruskerfürsten getippt. "Altertum meets Postmoderne" war denn
auch der spontane Kommentar eines Kollegen, der das faszinierende Outfit dieser Anlage -
eine vom Designer Martin Krause erdachte, gelungene Kombination aus Avangardismus und
archaischer Note - auf den Punkt brachte.
Dieser Eindruck resultiert aus dem Gegensatz von feinen,
filigranen Gestaltungselementen wie etwa den wertig geschliffenen Oberflächen der
Aluminiumfrontplatten des Quartetts und ihren gröber belassenen Kanten. Nicht zuletzt
erscheinen die eingelassenen Schriftzuge "King", "Queen" und
"Duke" sowie die größtenteils sich selbst erklärenden Steuersymbole auf der
Fernbedienung - so steht etwa eine Anhäufung von Punkten für CD-Shuffle-Play -in ihrer
Art wie Hieroglyphen, von ägyptischen Schreibern vor Jahrtausenden geritzt.
Das Konzept

In der frühen Studie ist die Grundform bereits deutlich entwickelt. Im
Gegensatz zum Endprodukt war hier sogar nur ein Schalter statt drei vorgesehen |
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Martin Krause
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Vielleicht hat Martin "Merge" Krause sein Studium am erlesenen Londoner
Royal College Of Art zur königlichen HiFi-Familie inspiriert. Er hatte dabei eine Anlage
im Kopf, die den Benutzer konsequent zum Musikerlebnis hinführt. "Diese ganzen
technoid gestylten Geräte, die heute die HiFi Szene beherschen", so Krause,
"bieten höchsten für den Technik-Freak ein emotionales Erlebnis. Das breite
Publikum, zu dessen: Bedürfnissen Ja auch das Musikhören zählt, wendet sich oft genug
mit Grausen ab, Krause möchte, daß King, Queen und Duke ähnlich einer schönen Vase
gerne angeschaut, angefaßt und mit stolz präsentiert werden anstatt hinter Schranktüren
zu verschwinden. Das bedeutete für ihn, daß Technik und Ausstattung extrem in den
Hintergrund treten. Vielmehr soll die Freude an der Anlage aus deren Form und dem Charme
des edlen Aluminiums entstehen. "Wenn diese Kombination aufgrund ihrer Eigenschaften
den Spaß an Musik steigern kann", so Krauses Anliegen, "dann habe ich meine
Arbeit richtig gemacht". |
Einen zeitlos-derben Charme versprühen auch die Rückansichten der im
Sandgußverfahren hergestellten Aluminiumgehäuse. Die Kühlrippen der Geräte
beziehungsweise die eingekerbten Boxenkörbe wirken mit ihrer Sandstrahlstruktur auf den
Betrachter neu und bekannt zugleich.
Was steckt nun in den königlichen Alu-Roben?
Wer an der handgerechten Schließe oberhalb der soliden Klappe auf dem Dekollete der
"Queen" zieht, entdeckt dahinter einen CD-Spieler. Einfach einen Silberling auf
den zentralen Dorn stecken, die Klappe schließen und verriegeln, schon kann's losgehen.
Und zwar ganz ohne gewohntes Display. Neun winzige, in die Leichtmetallfront eingelassene
Lichter signalisieren den angewählten Track. Oder den gewünschten Sendeplatz. Denn die
Queen hat auch einen Tuner integriert. Der programmiert nach dem ersten Einschalten
selbständig alle empfangswürdigen Stationen, die danach wie CD-Titel abrufbar sind. Eine
Wunschreihenfolge ist dem Tuner ebenfalls mitteilbar. Das ist ohne Frequenzanzeige etwas
umständlich, muß aber auch nur einmal erledigt werden.
Die Grundfunktionen der Queen lassen sich
über drei schmale Tasten oberhalb des Namenszuges anwählen, der Rest wie schneller
Vorlauf, Repeat und anderes läuft über die rund 400 Gramm schwere und somit gut in der
Hand liegende Fernbedienung, die schon allein für sich betrachtet wie ein
mittelalterliches Kleinod anmutet.
Im "King" mit seiner dezent in die obere Kante
eingearbeiteten Krone steckt der Verstärker. Wie die Queen hat er unterhalb zweier
Lichterketten drei Schalter, mit denen sich Grundfunktionen wie An/Aus beziehungsweise
Lautstärke einstellen lassen. Sonst besitzt er keinerlei Bedienelemente. Auf seiner
Rückseite finden sich drei Cinch-Hochpegel-Eingänge, von denen einen im Normalfall die
Queen belegt. Bleiben noch zwei weitere beispielsweise für Fernsehton und andere
Signalgeber. Ein Ausgang etwa für einen Recorder ist bereits an der
CD-Spieler/Tuner-Kombination vorhanden.
Die Umsetzung

Die Bauteile
der Verstärkerschaltung des King sitzen dicht beieinander |
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Hermann Winters
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"Martin Krause hat Acapella mit seinem Konzept einen
Ball zugespielt, den wir nur zu gerne aufgenommen haben." Für Acapella Chef Hermann
Winters hieß das, der extravaganten Erscheinung einen technischen Hintergrund zu
verschaffen, der den äußeren: Anspruch klanglich einlösen kann. Top Klang in einem
integrierten Konzept, lautete das Motto. "Die Anlage sollte akustisch in der Lage
sein, feinste Klangschattierunqen und livehaftige Dynamik zu reproduzieren."
08/15-Lösungen aus dem Baukasten kamen gerade für den Verstärker nicht in Frage. Seine
von einem üppigen Ringkerntrafo versorgte, komplexe Schaltung (siehe Platine links), ist
exakt auf die audiophilen Anforderungen zugeschnitten. So war etwa ein Entwicklungsziel,
daß Spritzigkeit und Auflösung auch im leisen Betrieb, wo Winters bei manch anderen
Verstärkern eine räumliche Verflachung und Fahlheit in den Klangfarben konstatiert.
unbedingt erhalten bleiben. Insgesamt behielt er bei der technischen Konzeption ein Ziel
im Auge: "Die Anlage muß so edel klingen, wie sie aussieht." |
Bei den "Dukes", den Lautsprechern der Kette, setzt Acapella Koaxial-Chassis
ein. Das heißt, der Hochtöner sitzt direkt in der Staubschutzkalotte des 17 Zentimeter
messenden Tief-/Mitteltöners. An der Konstruktion der Dukes hat Rudolph lange getüftelt.
Zwar paßte ihm die grundsätzliche Ausrüstung der königlichen Kette mit
AluminiumPanzern, die störende Gehäuseresonanzen sehr stark unterdrücken, gut ins
Konzept, doch bedurfte es aufwendiger Feinabstimmung, bis das modifizierte Chassis des
norwegischen Herstellers Seas zu seiner Zufriedenheit im Sechs-Liter-Volumen der Dukes
arbeitete (siehe Kasten oben). Eine Baßreflexöffnung unterstützt dabei die Wiedergabe
in den unteren Lagen.
Die Fertigung
  
 
Vom Sandguß bis zum fertigen Gehäuse ist es ein langer
Weg. Fräser Peter Zanon, Hermann Winters von Acapella und Designer Martin Krause (v.l.)
prüfen kritisch das ErgebnisKlar, daß ein so engagiertes Produkt wie Acapellas aristokratische Anlage
produktionstechnisch nicht aus einer Plastikpresse fällt. Um die glatten und rauhen
Seiten von Aluminium, deren Gegensatz ganz wesentlich den optischen Reiz von King, Queen
und Duke ausmacht, entfalten zu können, werden sämtliche Gehäuseteile inklusive der
Fernbedienung im Sandgußverfahren gefertigt.
Das erledigt ein Spezialhersteller im schwäbischen
Esslingen. Dort wird das rund 800 Grad heiße, flüssige Leichtmetall in die Formen
gegossen. Trotz hoher Konstanz bedingt der Fertigungsprozeß, daß kein Gußteil genau so
wie ein anderes aussieht. So ist jedes Gerät optisch ein Unikat, was die Exklusivität
zusätzlich unterstreicht", freut sich Acapella-Chef Winters. Nach dem Abstrahlen der
Gußteile, wodurch diese eine gleichmäßig rauhe Oberfläche bekommen, gehen sie zu einer
rund 30 Kilometer entfernten Fräserei. Dort erhalten dann die Frontplatten sowie die
Fernbedienung den letzten, leicht konvexen Schliff. Dabei ist absolute Präzision
erforderlich, damit die später in die Fronten eingesetzten Lämpchen wie geplant bündig
in diesen sitzen und nicht etwa hervorstehen. Deshalb wird die Dicke der Alu-Platten nach
jedem Arbeitsgang geprüft. Was nicht den hohen Anforderungen entspricht, wandert zurück
in die Schmelzöfen - Aluminium ist nämlich perfekt recyclebar. Tastenfelder und andere
Kleinteile für King und Queen werden ebenfalls speziell hergestellt. Gießer und Fräser
erwähnen nicht ohne Stolz, daß sie die erste ganz aus Aluminium bestehende HiFi-Anlage
der Welt fertigen. |
Nur eine schöne Schale mit einem
mäßigen Kern zu füllen, war Hermann Winters, der das königliche Projekt maßgeblich
vorantrieb, viel zu wenig. So wurde bei Acapella lange getüftelt, probiert und verworfen,
bis das Endresultat feststand. Denn natürlich sollte das klangliche Ergebnis dem
optischen entsprechen. "Mäßig klingende Komplettanlagen gibt es zuhauf,"
konstatiert der Duisburger nüchtern, "King, Queen und Duke sind angetreten, um auch
musikalisch in dieser Produktsparte unverwechselbar zu sein und Maßstäbe zu
setzen".
Der Lautsprecher

Das ohnehin stabile Aluminiumgehäuse der Duke ist gegen
Resonanzen im Innern zusätzlich verstrebt |
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Alfred Rudolph
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"Die Entwicklung qualitativ adäquater Lautsprecher
zu King und Queen war für uns eine harte Nuß", räumt Alfred Rudolph freimütig
ein. Denn die Boxen sollten gleichzeitig in das kompakte Konzept passen und klanglich
groß herauskommen. Aus sechs Litern Volumen das Mögliche heraus holen lautete die
Aufgabe an den Boxen-Entwickler, der sonst in größeren Dimensionen schwelgt, man denke
nur an das riesige Horn Celestron Delta4, einer der Arbeitslautsprecher von HIFI VISION.
"Alle Parameter der Sicke, Schwingspule und Impedanz des von uns verwendetet
Seas-Chassis mußten auf diesen Zweck hin optimiert werden", erinnert sich Rudolph.
Selbst das ursprüngliche Membranmaterial war ihm nicht steif genug. Statt Polypropylen
kommt nun Kohlefaser zum Einsatz. Das Chassis selbst, das aufgrund seines Koax-Aufbaus
punktgenaue Abstrahlung und somit hervorragende Räumlichkeit bieten soll, ist mit einer
per Drehmomentschlüssel angezogenen Schraube bombenfest mit der Frontplatte verspannt.
Die auf Phasentreue getrimmte Frequenzweiche dient gleichzeitig als Baß-Schallführung.
Rudolph: "ln der Duke wurde kein Zentimeter verschenkt". |
Nur
eine schöne Schale mit einem mäßigen Kern zu füllen, war Hermann Winters, der
das königliche Projekt maßgeblich vorantrieb, viel zu wenig. So wurde bei Acapella
lange getüftelt, probiert und verworfen, bis das Endresultat feststand. Denn natürlich
sollte das klangliche Ergebnis dem optischen entsprechen. "Mäßig klingende
Komplettanlagen gibt es zuhauf," konstatiert der Duisburger nüchtern, "King,
Queen und Duke sind angetreten, um auch musikalisch in dieser Produktsparte unverwechselbar
zu sein und Maßstäbe zu setzen". Um ihr Verständnis von highendiger
Wiedergabe auf die beengten Verhältnisse des Krause-Designs übertragen zu können,
hörte sich das Acapella-Team beispielsweise zuerst einige CD-Laufvverke ausgiebig
an, bevor die Wahl auf ein ganz Neues der Firma Philips fiel. Selbst eine Verzögerung
des Serienanlaufs aufgrund von Lieferengpässen der Holländer nahm Winters für
die Qualität in Kauf. Ähnlich aufwendig war die Prozedur bis zur Genehmigung des
hochwertigen Crvstal-Wandlers. Die "Peripherie" wie Netzteil oder Ausgangsstufe
bauten sich die Duisburger hingegen selbst zusammen.
Ganz
auf Eigeninitiative geht die kompakte Verstärkerplatine zurück, die Winters sich
von einem Spezialisten maßschneidern ließ. Sie erfüllte nicht nur seine Klangansprüche,
sondern hat auch eine eingebaute Lebensversicherung in Form einer Anti-Clipping-Schaltung.
Wird der Verstärker übersteuert, kappt sie behutsam Impulsspitzen ab, die sonst
für King und Duke schädliche Verzerrungen zur Folge hätten.
Die Lautstärke läßt sich übrigens
entweder per Fernbedienung oder Knöpfen direkt am Gerät feinfühlig einstellen. Dabei
ändern kleine Lämpchen auf der Stirn des King ihre Farbe grün für leise, gelb für
mittel, rot für laut. Also, CD-Fach auf, Scheibe einlegen und Lautstärke hochdrehen. Was
einem dann zu Ohren kommt, läßt die gängigen Vorurteile gegen schicke Komplettanlagen
schnell vergessen Die Wiedergabe ist von ausgeprägter Zartheit und Sensibilität.
Klavieranschläge, Gitarrensaiten, Xylophonhölzchen - alles perlt beschwingt, quirlig und
glasklar aus den Dukes. Beeindruckend ist zunächst die Festigkeit des Klangbilds, die
schweren, stabilen Alu-Gehäuse wirken außerordentlich beruhigend auf Resonanzen. Selbst
bei höheren Pegeln kommt das Klangbild kaum ins Schwimmen, bewahrt vielmehr seine
Stabilität und Übersichtlichkeit.
Eine
weitere Schokoladenseite dieser Kette ist sicherlich ihr präziser, tiefer Baß.
Er laßt weder Fülle noch Prägnanz vermissen.
Um den nötigen Druck zu erreichen, muß das
recht kleine Chassis jedoch ordentlich Hub erzeugen. Die Maximallautstärke hat Acapella
sinnvollerweise zugunsten der Tiefbaßfähigkeit etwas reduziert. Attacken, die das
Chassis zum Anschlagen bringen könnten, fängt der Anti-Clipper sanft ab. Bis der King
abregelt, bläst der Nachbar schon zur Palastrevolution. Zum Radaubruder ist die Duke eh
nicht geschaffen. Besitzer der Acapella-Kombi sollten sich die Mühe machen, sie korrekt
zu plazieren. Die Dukes haben gerne eine Wand im Rücken, durch Anwinkeln auf den
Hörplatz läßt sich ihre räumliche Abbildung auf den Kompromiß zwischen Größe des
Klangbildes und randscharfer Ortbarkeit hin optimieren. Stimmen stehen dann plastisch
zwischen den Boxen, die Tiefe von Orchestern ist problemlos nachzuvollziehen.
  
Das ist kein Zufall. Denn die Queen
liefert bereits ein hochwertiges Signal. Den Vergleich mit CD-Spielern aus der Preisklasse
bis 5000 Mark braucht sie nicht zu scheuen. Eine Konkurrenz für die ganze Kette gibt es
eh nicht. Die ist einmalig - und teuer rund 12000 Mark sind für die in einer großen
Holzkiste gelieferte Anlage zu berappen. Doch sie entschädigt mit königlichem Genuß
für Auge und Ohr. Matthias Böde
AUS DEM MESSLABOR
Ausführliche
Messungen waren an der Acapella-Anlage nicht möglich, da es sich bei dem uns zur
Verfügung gestellten Exemplar noch um ein handverdrahtetes Vorserienmodell handelte.
Nur die Duke-Boxen waren praktisch fertig. Ihr Frequenzgangschrieb verläuft recht
linear, weshalb grobe Verfährbungen nicht zu befürchten sind. Der tiefe Einbruch
im Hochtonbereich resultiert aus dem Koax-Aufbau. Er ist so schmalbandig, daß
er im Betrieb praktisch ohne Bedeutung bleibt. Das Diagramm zeigt deutlich die
angesichts der geringen Größe guten Baßeigenschaften der Duke.
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